Shared Decision Making in der Intensivmedizin

Eine Schlüsselkomponente für eine ganzheitliche Patientenversorgung

In der Welt der Intensivmedizin stehen Ärzte oft vor schwierigen Entscheidungen, die das Leben ihrer Patienten beeinflussen können. In solch kritischen Situationen ist die geteilte Entscheidungsfindung zu einer entscheidenden Komponente für eine ganzheitliche und patientenzentrierte Versorgung geworden. Diese Praxis ermöglicht es Patienten und ihren Familien, aktiv am Entscheidungsprozess teilzunehmen und ihre persönlichen Werte und Präferenzen zu berücksichtigen.

 

 

Die geteilte Entscheidungsfindung (SDM) ist ein Ansatz, bei dem Ärzte und Patienten gemeinsam Entscheidungen über die Gesundheitsversorgung treffen. Anstatt dass der Arzt allein die Entscheidungen trifft und dem Patienten Anweisungen gibt, werden Informationen ausgetauscht und die Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungsoptionen erörtert. Dieser Ansatz beruht auf dem Prinzip der Autonomie des Patienten und der Anerkennung seiner Werte und Vorlieben.

In der Intensivmedizin ist die SDM besonders wichtig, da die dortigen Entscheidungen oft über Leben und Tod entscheiden. Patienten können in einem Zustand sein, in dem sie nicht in der Lage sind, selbst Entscheidungen zu treffen, und ihre Familienmitglieder müssen Entscheidungen treffen, die ihr Leben beeinflussen können. In solchen Momenten ist es entscheidend, dass Ärzte und Familien gemeinsam die bestmögliche Entscheidung treffen, die den Werten und Wünschen des Patienten entspricht.

Ein wichtiger Aspekt der SDM in der Intensivmedizin ist die umfassende Aufklärung der Patienten und ihrer Familien über die verschiedenen Behandlungsoptionen, einschließlich der Vor- und Nachteile sowie der damit verbundenen Risiken und möglichen Ergebnisse. Dies ermöglicht es den Patienten und ihren Familien, fundierte Entscheidungen zu treffen, die ihren individuellen Bedürfnissen und Präferenzen entsprechen.

Darüber hinaus kann die SDM dazu beitragen, die Kommunikation zwischen Ärzten, Patienten und Familienmitgliedern zu verbessern. Durch den offenen Austausch von Informationen und die Einbeziehung aller Beteiligten in den Entscheidungsprozess können Missverständnisse vermieden und das Vertrauen in das Behandlungsteam gestärkt werden.

Ein weiterer Vorteil der SDM in der Intensivmedizin ist die Förderung der Patientenzufriedenheit und -akzeptanz. Indem den Patienten und ihren Familien die Möglichkeit gegeben wird, aktiv an der Entscheidungsfindung teilzunehmen, fühlen sie sich stärker in den Behandlungsprozess eingebunden und haben das Gefühl, dass ihre Meinungen und Bedenken gehört werden.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die SDM in der Intensivmedizin auch Herausforderungen mit sich bringen kann. Nicht alle Patienten und ihre Familien sind in der Lage oder bereit, an Entscheidungsprozessen teilzunehmen. Einige können überfordert sein oder sich unsicher fühlen, welche Entscheidungen sie treffen sollen. In solchen Fällen ist es wichtig, dass das medizinische Team einfühlsam ist und die Patienten und ihre Familien unterstützt, indem es sie durch den Entscheidungsprozess führt und sie bei Bedarf mit zusätzlichen Ressourcen und Unterstützungsdiensten verbindet.

Insgesamt ist die geteilte Entscheidungsfindung ein wichtiger Bestandteil der Intensivmedizin, der dazu beiträgt, eine patientenzentrierte Versorgung zu gewährleisten. Indem Ärzte, Patienten und ihre Familien gemeinsam Entscheidungen treffen, können sie sicherstellen, dass die Behandlung den individuellen Bedürfnissen und Wünschen des Patienten entspricht und gleichzeitig die bestmöglichen Ergebnisse erzielt werden.

 

Wie können wir nun SDM in unserer eigenen Welt implementieren? Hier sind fünf einfache Schritte:

  1. Schulung des Teams: Bieten Sie Ihrem Team Schulungen zur SDM an, um das Verständnis für den Wert dieser Praxis zu fördern. Dies kann Workshops, Schulungen oder Online-Ressourcen umfassen, die das Team über die Grundlagen der SDM, Kommunikationstechniken und den Umgang mit ethischen Dilemmata informieren.
  2. Entwicklung von Entscheidungshilfen: Erstellen Sie Entscheidungshilfen für häufige Szenarien auf Ihrer Station, die Ärzten und Patienten dabei helfen, gemeinsam fundierte Entscheidungen zu treffen. Diese Hilfsmittel können Informationen über Behandlungsoptionen, Risiken, Prognosen und persönliche Präferenzen enthalten und als Leitfaden für Diskussionen dienen.
  3. Patienteneinbindung fördern: Ermutigen Sie Ärzte, aktiv die Meinungen und Präferenzen ihrer Patienten zu erfragen und sie in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Schaffen Sie eine unterstützende Umgebung, in der Patienten sich frei fühlen, ihre Anliegen zu äußern, und ermutigen Sie sie, Fragen zu stellen und Bedenken zu äußern. Auf der Intensivsttion erfolgt dieser Schritt oft über die Angehörigen. Fragen Sie nach Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Wenn beides nicht vorhanden ist betonen Sie, dass ed darum geht, was der Patient gewollt hätte.
  4. Kommunikation verbessern: Legen Sie Wert auf eine offene und respektvolle Kommunikation zwischen Ärzten, Patienten und ihren Familien. Bieten Sie Schulungen zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten an und betonen Sie die Bedeutung des Zuhörens und der Empathie im Gespräch mit Patienten und ihren Angehörigen.
  5. Regelmäßige Evaluation und Anpassung: Implementieren Sie ein System zur regelmäßigen Evaluation der SDM-Praktiken auf Ihrer Station und passen Sie diese entsprechend den Rückmeldungen des Teams und der Patienten an. Nehmen Sie sich Zeit, um Erfahrungen und Herausforderungen zu reflektieren und kontinuierlich Verbesserungen vorzunehmen.

Indem Sie diese Tipps befolgen und die SDM in Ihrer Intensivstation aktiv fördern, können Sie sicherstellen, dass die Behandlung Ihrer Patienten noch stärker auf ihre individuellen Bedürfnisse und Präferenzen zugeschnitten ist, was letztendlich zu besseren Ergebnissen und einer höheren Patientenzufriedenheit führt.